​Allein in Deutschland leben fast 50.000 genitalverstümmelte Mädchen und Frauen. Diese neue Zahl geht aus einer Studie des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) anlässlich des internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung hervor.

"Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Sie verursacht unfassbare körperliche Qualen und seelisches Leid. Die Studie zeigt, dass das Thema auch bei uns in Deutschland hochaktuell ist - gerade auch vor dem Hintergrund von Flucht und Migration."

Dr. Ralf Kleindiek

Weibliche Genitalverstümmelung ist nicht nur in afrikanischen Ländern weit verbreitet. Durch Zuwanderung steigt die Zahl der Opfer auch in Europa - allein in Deutschland um knapp 30 Prozent seit Ende 2014. Weitere 1.500 bis 5.700 Mädchen in Deutschland sind aktuell von dieser Form der Gewalt bedroht. Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im BMFSFJ, stellte die neue Studie am internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung im Bundesfamilienministerium vor.

Die Bundesregierung reagiert auf die Zahlen und will die euphemistisch bezeichnete "Ferienbeschneidung" unter Strafe stellen. Gemeint sind hiermit Auslandstaten, das heißt Reisen ins Herkunftsland, um dort die Mädchen an den Genitalien verstümmeln zu lassen. Mit einer Ende 2016 beschlossenen Gesetzesänderung droht Familien Passentzug, sobald junge Frauen zum Zweck der Verstümmelung ins Heimatland reisen sollen. Gleichzeitig verdeutlicht dieser beschönigende Begriff, wie wenig Information über die Grausamkeit dieser Praktik in Europa vorherrscht, denn auch in deutschen Medien taucht der Begriff vermehrt unreflektiert auf.

SAIDA setzt sich deshalb auch im Inland für die Aufklärung über Genitalverstümmelung und geschlechtsspezifische Formen von Gewalt ein. Mehr Informationen zur Bildungsarbeit findet sich unter saida.de/projekte/deutschland

Die Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.netzwerk-integra.de/startseite/studie-fgm/