In Deutschland tötet jeden zweiten bis dritten Tag ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Jede vierte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt – physisch, psychisch und sexuell. Darauf macht der heutige „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" aufmerksam. Diese Zahlen sind schockierend und stehen in deutlichem Kontrast zur Situation im chronisch unterfinanzierten Hilfesystem. Oft finden Frauen, die den Mut aufbringen, ihren Peiniger zu verlassen keinen Platz in einem der überfüllten Frauenhäuser.
Gewalt gegen Frauen in Burkina Faso ist Alltag
Wie ist dann wohl die Lage in einem armen Land, wo es erst gar kein staatliches Hilfesystem gibt? Etwa im westafrikanischen Burkina Faso? Wenn die Misshandlungsfolgen für das soziale Umfeld beim besten Willen nicht mehr zu übersehen sind, wird im günstigsten Fall die Familie mit dem misshandelnden Ehemann sprechen. Damit er künftig die Faust in der Tasche lässt. Die wenigen Frauen, die sie sich trauen zu gehen, tun dies mit den Habseligkeiten, die sie tragen können - Kinder und Besitz müssen sie dann dem Ehemann überlassen. So will es die Tradition trotz gegenteiliger Gesetzeslage. Von der Polizei braucht sich eine Frau auch keine Hilfe zu erhoffen. Gewalt ist Familiensache, darüber zu sprechen eine Schande und die Frau wird schon ihr Quäntchen beigetragen haben zum familiären Unfrieden. Keinesfalls wird hier ein Täter des gemeinsamen Hauses verwiesen. Für manche Frauen endet ihr Martyrium erst, wenn der Mann für immer die Augen schließt.
Die Frauenorganisation ASMED bietet Schutz und Hilfe
Unsere Partnerorganisation ASMED (Association pour le Soutien aux Mères et Enfants Déshérités) in Gomboro hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Frauen zu helfen. Sie alle sind selbst Opfer von schwerer Gewalt in der Kindheit, als man ihnen die Genitalien zerstörte, damit sie treue Ehefrauen werden, sexuell desinteressiert, aber gefügig. Jede von ihnen erinnert sich an die Schmerzen, die Todesangst, die Demütigung. Und an das Gefühl von der eigenen Mutter verraten zu werden, die einen unter einem Vorwand ins Haus der Verstümmlerin gebracht hat, die dann mitleidlos und routiniert die Klitoris und Labien des hilflosen Kindes weggeschnitten hat.
Trotz oder wegen des Traumas ihrer Kindheit haben die Frauen von ASMED sich entschieden, in ihrer Gemeinde und Provinz gegen diese und andere Gewalt gegen Mädchen und Frauen einzutreten. Sie haben es geschafft, ihren Ehemännern die Erlaubnis abzuringen, sich öffentlich für den Schutz und die Bildung von Frauen und Mädchen einzusetzen. Salimata Guiré, die Präsidentin von ASMED, vertritt in öffentlichen Ansprachen ihre Forderungen und hat ihren Mann sogar davon überzeugt, einen Raum als Büro für ASMED zur Verfügung zu stellen - direkt am Marktplatz der Kleinstadt Gomboro und für alle sichtbar.
Die ASMED-Präsidentin Salimata ist Vorbild für viele Frauen
Dabei hat auch Salimata jeden Tag mit den Folgen von Gewalt zu tun: als sehr junges Mädchen wurde sie an einen viel älteren, vermögenden Mann verheiratet. Viel zu jung musste sie ihr erstes Kind austragen und hat sich nie erholt von ihren schweren Geburtsverletzungen. Aber auch die widrigsten Umstände konnten sie nicht von ihrem Vorhaben abhalten, sich mit ASMED für andere Frauen stark zu machen. Geldmangel, fehlende Kommunikationsmittel und Transportmöglichkeiten – ganz zu schweigen von Spott und offener Anfeindung aus Teilen der Gesellschaft waren einige der Startschwierigkeiten. Salimata ist zum Vorbild für viele der Frauen in Gomboro geworden.
Gewaltfreies Leben für Mädchen und Frauen
Während einer meiner Projektbetreuungsbesuche in Gomboro haben Salimata und die anderen Frauen sich ein Herz gefasst und eine Kooperation mit SAIDA vorgeschlagen - unüblich in dieser Gesellschaft, in der Männer verhandeln und die Frauen im Hintergrund bleiben. Seit 2012 haben wir viele gemeinsame Vorhaben umgesetzt, wie Einkommen schaffende Maßnahmen, einen Grundschulbau und eine neue Geburtshilfestation. Mittlerweile haben die Frauen sich etabliert und Anerkennung in ihrer Gemeinde erlangt. Sie koordinieren jetzt auch das SAIDA-Mädchenschutzprogramm, das nachweisbaren Schutz vor Genitalverstümmelung bewirkt, die Mädchen vor Kinderehe bewahrt und ihnen Schulbildung sichert. Durch die Arbeit von ASMED wird gesellschaftlicher Wandel angeregt, mehr Mädchen und Frauen können gewaltfrei und selbstbestimmter leben.
Salimata und die anderen Frauen brauchen Solidarität
Damit die mutige Arbeit von Salimata und den anderen Frauen sich auszahlt, ist Solidarität gefragt. Unser aller Solidarität! Sprechen Sie mit Freunden, Familie und Kollegen über uns und spenden Sie bitte. Mit 5 Euro zum Beispiel können die Frauen Telefoneinheiten für eine Woche kaufen. Mit 15 Euro betanken sie eines ihrer beiden Mopeds, um in einer Nachbargemeinde eine Aufklärungsveranstaltung durchzuführen. Mit 20 Euro können sie für 25 Mädchen Vorsorgeuntersuchungen zum Schutz vor Genitalverstümmelung bezahlen. Es hilft wirklich jeder Betrag und Sie können unkompliziert direkt online spenden >>>.
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