Länder in denen FGM und weitere schädliche Praktiken durchgeführt werden

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Fokus: Burkina Faso

Der westafrikanische Staat grenzt an Togo, Ghana, Benin, Niger, Mali und die Elfenbeinküste und verfügt über keinen Zugang zum Meer. Seine Hauptstadt ist die Metropole Ouagadougo. Die burkinische Wirtschaft beruht vor allem auf Landwirtschaft, in der etwa 80 % der Bevölkerung tätig sind. Baumwolle war lange Zeit das wichtigste Exportgut, jedoch haben Goldexporte in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Trotzdem leben 44 % der Burkinabé unter der Armutsgrenze. Der fehlende Zugang zum Meer, die mangelhafte Infrastruktur, nährstoffarme Böden, stark schwankende Niederschlagsmengen, vermehrte terroristische Anschläge und die geringe Bildungsqualität tragen alle ihren Teil zur Stagnation der burkinischen Wirtschaft bei. 

Nach über 50 Jahren unter französischer Kolonialherrschaft, erklärte Obervolta am 5. August 1960 seine Unabhängigkeit von Frankreich. Thomas Sankara gelang 1983 durch einen Staatsstreich an die Macht und benannte das Land ein Jahr später in Burkina Faso  - "Land der aufrechten Menschen" um. Er setzte einen radikal sozialistischen Kurs durch. Um die Landbevölkerung zu stärken, veranlasste er den Bau von Dorfkliniken. Außerdem verbot er als erster Präsident in Westafrika die genitale Verstümmelung von Frauen, sprach sich gegen Polygamie und für Verhütung aus. Am 15. Oktober 1987 wurde Thomas Sankara bei einem Staatsstreich des Militärs unter der Führung von Blaise Compaoré erschossen. Compaoré ergriff die Macht und wurde 2014 nach dem er eine weitere Amtszeit ankündigte, durch einen Volksaufstand gestürzt. 2015 wurde bei den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten, Roch Marc Christian Kaboré, der sich als Sozialdemokrat versteht, zum heutigen Präsidenten gewählt. 

Genitalverstümmelung

Verbreitung

Laut der Datenbank der World Bank sind heute etwa 76 Prozent aller burkinischen Frauen und Mädchen genital verstümmelt. Allerdings variieren die Prävalenzraten je nach Region zwischen 55 % und 90 %. In den urbanen Zentren ist die Verbreitung geringer als in ländlichen Regionen. Jedoch wohnen etwa zwei Drittel der Bevölkerung in ländlichen Regionen. Auch die zahlreichen Ethnien sind ein entscheidender Faktor bei der Verbreitung. In Burkina Faso gibt es über 60 Ethnien. Die größte ist die Ethnie der Mossi (40%). In den Regionen mit der höchsten Prävalenzrate leben vorrangig Angehörige der Mossi und Bissa Ethnie. In der von Gourounsi dominierten Region ist der Prozentsatz weitaus geringer.

Gesetzeslage und Strafverfolgung

Als erstes afrikanisches Land erließ Burkina Faso 1996 ein nationales Gesetz gegen Genitalverstümmelung. Laut Artikel 380 des Strafgesetzbuchs kann bereits der Versuch die Prozedur durchzuführen mit bis zu 3 Jahre Haft und einer Geldstrafe von 900 000 CFA (=1370 EUR) geahndet werden. Wenn das Mädchen stirbt, drohen bis zu 10 Jahre Haft. Auch Mitwisser, die die Polizei nicht verständigen, machen sich strafbar. In Realität wird nur selten die Höchststrafe verhängt. 2008 lag das durchschnittliche Strafmaß bei 3 Monaten. Das liegt einerseits an fehlenden separaten Bereichen für Frauen im Gefängnis, und andererseits an fehlender Unterstützung durch Polizisten und Richter. Eine Strafverfolgung ist auch unwahrscheinlich, wenn man mit seinem Kind in die Nachbarländer reist, um die Verstümmelung dort vornehmen zu lassen.

Maßnahmen der Regierung

1990 richtet die burkinische Regierung eine Telefonhotline ein, bei der die Bevölkerung Fälle melden kann. Die Anzahl der Meldungen stieg in den letzten Jahren an, dies ist sicher auch auf die vermehrten Aufklärungskampagnen zurückzuführen. Im Jahr 2009 verfasste die burkinische Regierung einen "Nationalen Aktionsplan" zur Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung. Außerdem ist Burkina Faso Partner des UNFPA-UNICEF "Joint Programme on Female Genital Mutilation", das sich die Abschaffung von Genitalverstümmelung bis 2015 zum Ziel gesetzt hatte.

Aussichten

Auch wenn Burkina Faso das Ziel FGM bis 2015 auszurotten nicht erreicht hat, verzeichnet der UNICEF Report „Female Genital Mutilation: A statistical overview and exploration of the dynamics of change“ doch einen positiven Trend. In Burkina Faso sind 89 % aller Frauen zwischen 45 und 49 verstümmelt, und mittlerweile „nur“ noch 58 % aller Mädchen zwischen 15 und 19. Das scheint mit einer veränderten Einstellung gegenüber der Praktik einherzugehen. 1998 unterstützen 21 % der Frauen die Fortsetzung der Praktik, heute sind es nur noch 9 %. Die vom burkinischen Staat herausgegebenen Zahlen zeigen allerdings in den meisten Provinzen deutlich höhere Zahlen an mit teilweise weit über 80 %.

Weitere schädliche Praktiken

Kinderehe: Trotz gesetzlicher Verbote ist jedes zweite burkinische Mädchen verheiratet ehe es volljährig wird.

Polygamie: Laut dem 2010 DHS Report befinden sich 42 % der Frauen in polygamen Ehen. Viele der Ehen werden nicht standesamtlich geschlossen, so dass die Frauen komplett ohne Rechte zurück bleiben wenn der Mann sie verlässt. 

Unsere Projekte 

Seit 2011 ist SAIDA in der Provinz Sourou aktiv. In einer Gemeinde haben wir mit lokalen Partnerinnen ein Mädchenschutzprogramm aufgebaut. Die Mädchen werden nachweislich vor Genitalverstümmelung und Frühehe geschützt. Außerdem wird ihnen ein Schulabschluss ermöglicht.

2015 haben wir eine Grundschule gebaut, um mehr Kindern Schulbildung zu sichern. 2017 bis 2918 haben wir dann eine Geburtshilfestation gebaut, um die Mutter-Kind-Gesundheit zu verbessern. Bis dahin war die nächste Klinik 45 km weit entfernt und in der Regenzeit kaum erreichbar. Gemeinsam mit dem Gesundheitspersonal und der örtlichen Frauenorganisation ASMED führen wir dort Beratungen und Sexualaufklärung durch. Wir informieren über den weiblichen Zyklus, Verhütungsmethoden, sexuell übertragbare Erkrankungen sowie die Behandlung der Folgen von Genitalverstümmelung, um die sexuelle und reproduktive Gesundheit von Frauen grundlegend zu verbessern.

Erfahren Sie unter Projekte mehr zu unseren lokalen Initiativen in Burkina Faso. 

Über SAIDA International e.V.

Wir setzen uns seit 2010 für die Umsetzung von Frauen- und Kinderrechten ein. Im Fokus steht der Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung – sowohl in den Herkunftsländern als auch in Deutschland. Die SAIDA Fach-und Beratungsstelle ist die zentrale Anlaufstelle für Beratung, Versorgung und Prävention sowie Fortbildung für Fachkräfte. 

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