Operation Würde - Rekonstruktion nach Genitalverstümmelung
Worum geht es bei dem Projekt?
Durch das Projekt sollen Mädchen und Frauen in Burkina Faso Zugang zu rekonstruktiver Chirurgie erhalten. Drei von vier Frauen sind dort von einer Form der Genitalverstümmelung betroffen. Sie leiden im Stillen und wissen nicht, dass es in anderen Ländern umfassende medizinische Hilfen gibt. Ziel ist es, Kompetenz bei den einheimischen medizinischen Fachkräften aufzubauen, um Klitoris- und Labienrekonstruktion nach dem neuesten Stand durchzuführen. Die Betroffenen sollen die Chance bekommen, schmerzfrei zu leben und Sexualempfinden wieder zu erlangen.
Wer ist daran beteiligt und welche Berufsgruppen sind dabei?
Besonders wichtig ist es, die Fachkräfte im Gesundheitsbereich zu schulen. Sie werden dafür sensibilisiert, betroffenen Frauen und Mädchen aktiv Hilfe anzubieten. In Burkina Faso nehmen die lokalen Gesundheitsstationen dabei eine entscheidende Rolle ein. Krankenschwestern und Hebammen sind in den ländlichen Gemeinden die wichtigsten Ansprechpartner. Daneben braucht es geeignete Ärztinnen und Ärzte, die die Operationstechnik in staatlichen Krankenhäusern einsetzen.
Eine unserer Partnerinnen sehen Sie links im Bild. Prisca Ibrango ist Hebamme und seit Jahren mit uns engagiert im Mädchenschutz. Durch ihre tägliche Arbeit und eigene Betroffenheit weiß sie um die schlimmen Folgen der Genitalverstümmelung.
Wie entstand das Projekt?
Die lokalen Partnerinnen kennen das SAIDA Kompetenzzentrum mit seinem Ansatz, psychosoziale und medizinische Versorgung, chirurgische Rekonstruktion sowie Kinderschutz zu kombinieren. Die burkinischen Partner denken, dass die Rekonstruktion der Klitoris und der Labien allen Frauen zugänglich sein sollte.
„Wir wollen Frauen ihre Würde zurückgeben. Deshalb setzen wir uns dafür ein, die Vulvarekonstruktion hier in Burkina Faso zu etablieren"
Warum ist SAIDA genau in diesem Bereich aktiv?
Die tradierte Gewalt der Genitalverstümmelung mindert die Potentiale der weiblichen Bevölkerung, was sich extrem auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung stark negativ auswirkt. SAIDA ist bewusst in den stark betroffenen Provinzen mit Aufklärungskampagnen und konkreter Mädchenschutzarbeit aktiv. Es geht insbesondere darum, dass junge Mädchen ihre Rechte kennen und Frauen den Mut fassen für ihre Rechte auch einzustehen. Ein wichtiger Schritt ist dabei, die Selbstbestimmung über den eigenen Körper zurück zu erlangen. Die Kampagnenarbeit ermöglicht vielen Frauen erstmals, Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen.
Was ist besonders herausfordernd dort?
Warum ist die Klinikpartnerschaft sinnvoll – trotz Corona-Pandemie und fragilen Kontextes?
Was sind die nächsten Schritte?
Wichtig ist in dieser schwierigen politischen Lage, dass die ausländischen Partner sich nicht abwartend verhalten oder gar zurückziehen. Jetzt ist die Stunde, um die lokalen Partner zu stärken und dafür alle denkbaren Ressourcen einzusetzen. Unsere lokalen Partner sollen so schnell wie möglich nach Deutschland kommen, um sich mit der Operationstechnik und psychosozialen Versorgung der Betroffenen im SAIDA Kompetenzzentrum vertraut zu machen. Im Nachgang wird eine chirurgische Kampagne in der Hauptstadt Ouagadougou durchgeführt. Die staatliche Hebamme Prisca Ibrango erklärt vor der versammelten Presse am 7.10.2021 in Ouagadougou:
„Ich bin die erste, die sich für die Klitorisrekonstruktion anmeldet“
Die Kampagne #ihrSCHUTZbistDU läuft parallel in Deutschland und Burkina Faso: Wie genau sieht diese aus?
Die Mädchenschutz-Kampagne #ihrSCHUTZbistDU ist gerade auch in Ouagadougou gestartet. Im März und April 2022 werden unsere Partnerinnen vor Ort mit einer großen Karavane durch die Schulen ziehen und dort aufklären über die Genitalverstümmelung. Ziel ist sowohl in Deutschland als auch Burkina Faso, zu gesamtgesellschaftlichem Engagement für die Prävention von Genitalverstümmelung aufzurufen. Denn die gute Botschaft ist: Wir alle können zum Schutz der gefährdeten Mädchen beitragen. #ihrSCHUTZbistDU
Das globale Förderprogramm Klinikpartnerschaften wird von dem Bundesunternehmen Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH durchgeführt. Initiator und Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), gemeinsam mit der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) als Kombifinanziererin. Das Förderprogramm ist eingebettet in die Agenda der Ziele für Nachhaltigkeit der Vereinten Nationen („Sustainable Developement Goals“ - SDGs), speziell Nr. 3 und Nr. 17.