Situation in Europa und Deutschland

Alles über Motiv, Folgen und Verbreitung der Praktik

Situation in Europa

Patenkind Afrika

„Der Tag wird kommen, da werden die Töchter aufbegehren und ihre Mütter verklagen. Und mit ihnen werden all jene auf der Anklagebank sitzen, die wegschauten, anstatt uns zu beschützen.“

Mariatou Koita, 1994

Durch Migration verbreitet sich die Genitalverstümmelung auch in Amerika, Australien und Europa. In Europa leben mindestens 500.000 Betroffene. Für Deutschland gehen wir davon aus, dass über 80.000 Frauen und Mädchen betroffen oder gefährdet sind. Auf diese Herausforderung für die Rechtssysteme reagieren die Staaten unterschiedlich. In Deutschland zum Beispiel haben seit 2004 Familiengerichte in Einzelfällen angeordnet, dass Eltern ihre Töchter nicht in die Herkunftsländer mitnehmen dürfen, weil sie dort der realistischen Gefahr der Genitalverstümmelung ausgesetzt sein würden.

2013 wurde in Deutschland auch ein eigener Straftatbestand Genitalverstümmelung geschaffen. Für die Täter ist das Risiko der Strafverfolgung aber sehr gering. Denn die Tat wird im Geheimen ausgeführt, die Spuren bleiben Außenstehenden verborgen und den kindlichen Opfern wird eingeschärft, mit niemandem darüber zu sprechen. Es gibt keine bundesweit verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen, bei denen die Folgen ans Licht kommen würden. Auch existiert keine ärztliche Meldepflicht. 

Ganz anders in Frankreich, wo pädagogisches und medizinisches Personal verpflichtet ist, diese schwere Form der Kindesmisshandlung den Behörden zu melden. Bereits seit 1991 wird dort auch das Strafrecht konsequent angewendet. Aufsehen erregte 1994 ein Fall, den die damals 18-jährige Mariatou Koita ins Rollen brachte. Als sie die Verstümmelung der jüngeren Schwester entdeckte, erstattete sie Anzeige. Die anstiftende Mutter und die ausführende Täterin mussten sich vor dem höchsten Strafgericht verantworten und wurden verurteilt. Dieser Fall war ein Einschnitt ins öffentliche Bewusstsein, denn lange Zeit wurde die Genitalverstümmelung unter dem Deckmantel kultureller Eigenheit toleriert.

Prävention und Hilfen in Deutschland

SAIDA hat auf die Situation reagiert und 2018 die erste Fachberatungsstelle für Mädchen und Frauen bei Genitalverstümmelung in Mitteldeutschland gegründet. Unsere Beratungsleistungen stehen allen Menschen offen, die Rat und Unterstützung zu diesem Kinderschutz- und Frauenrechtsanliegen benötigen.

Als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe arbeiten wir mit Jugendämtern zusammen in konkreten Kinderschutzfällen. Häufig werden wir von Müttern aus Herkunftsländern dieser Gewalt konsultiert, die ihre Töchter schützen möchten. Oder es melden sich Kinderärztinnen und Frauenärztinnen bei uns, die in ihrer Praxis eine betroffene Patientin betreuen oder sich um ein Kind sorgen.

Wir sind Ansprechpartner, wenn es um präventiven Kinderschutz oder konkrete Hilfen für Betroffene geht. Daneben bilden wir Fachkräfte aus pädagogischen und medizinischen Berufen, der Sozialen Arbeit sowie Ämtern und Behörden zum Thema fort.

Unsere Präventionsbroschüre "Ihr SCHUTZ bist DU" bietet einen leichten Einstieg in diese Kinderschutzproblematik und steht zum Download oder als gedruckte Version bereit.


Broschüre "Ihr SCHUTZ bist DU" (PDF)

Tabelle "Gefährdete und betroffene Mädchen und Frauen in Deutschland 2019" (PDF)

Anzahl von Betroffenen in Europa

FGM Europe
Bild entnommen von EndFGM unter www.endfgm.euwww.endfgm.eu

Über SAIDA International e.V.

Wir setzen uns seit 2010 für die Umsetzung von Frauen- und Kinderrechten in Entwicklungsländern ein. Schwerpunkt unserer Projekte ist der wirksame Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung – sowohl in den Herkunftsländern als auch in Deutschland.

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