Genitalverstümmelung: Interaktives Bildungsmaterial
Liebe Lehrkräfte, liebe Schüler:innen,
wir freuen uns, dass Sie/ihr das Thema weibliche Genitalverstümmelung im Unterricht aufgreift. Je besser wir alle über diese Gewaltform informiert sind, desto eher können gefährdete Mädchen geschützt werden und Betroffene Unterstützung bekommen.
Wir haben dieses Unterrichtsmaterial entwickelt, um das Bewusstsein für die Praktik der Genitalverstümmelung zu schärfen. Das Material soll dabei helfen, die Auseinandersetzung mit dem Thema zu unterstützen und zu erleichtern.
Die Inhalte wurden in flexibel kombinierbare Themen aufgeteilt, die in verschiedenem Umfang eingesetzt werden können. Wir empfehlen, das Material ab Klasse 9 einzusetzen. Ideal ist der Gemeinschaftsunterricht, aber einzelne Materialien sind auch sinnvoll einzubringen im Geografie- oder Fremdsprachenunterricht.
Für die Lehrkräfte haben wir zusätzliche Informationen eingebaut. Diese finden sich unter dem kleinen "i", dort steht dann auch die jeweilige Dauer der Aktivitäten.
Gern kommen wir auch persönlich in Ihre und eure Schule. Dann können wir auch unsere Ausstellung "Wendemis Würde - Die Rolle von Mädchenschutz bei der Armutsbekämpfung" mitbringen.
Bei Fragen sind wir immer per Mail oder telefonisch erreichbar.
Euer SAIDA-Team
P.S. Die Abkürzung FGM steht übrigens für female genital mutilation, das ist die englische Bezeichnung für weibliche Genitalverstümmelung.
P.P.S. Wofür die Abkürzung SDG steht, könnt ihr schnell selbst rausfinden.
Rahmenbedingungen und Vorbereitung
Schaffung eines sicheren und offenen Umfelds
Da FGM ein sensibles und emotionales Thema ist, ist es wichtig, ein sicheres und förderliches Umfeld zu schaffen. So wird sichergestellt, dass die Schüler:innen lernen, sensible Themen erforschen und diskutieren können und erfahren, wo sie weitere Hilfe und Unterstützung erhalten.
Schulen sollten einen gesamtschulischen Ansatz für den Umgang mit FGM verfolgen. Dieser Ansatz sollte Folgendes umfassen:
- ein umfassendes Schutzverfahren, das FGM einschließt
- Schulungen (als Teil des Schutzes oder des Kinderschutzes) für das Personal, um Anzeichen dafür zu erkennen, dass ein Mädchen möglicherweise von FGM bedroht ist oder einer Genitalverstümmelung unterzogen wurde
- Sicherstellung, dass die für den Schutz von Kindern zuständige Mitarbeiter:innen mit der Problematik von FGM vertraut ist
- Benennung von Organisationen oder Einrichtungen, die Unterstützung für Mädchen anbieten, die sich möglicherweise bedroht oder betroffen sind
- Verteilung und Auslage von Materialien zum Thema FGM, einschließlich Hilfsangeboten, die Mädchen in Anspruch nehmen können
Bevor das Thema FGM im Unterricht behandelt wird, ist es wichtig, dass andere Lehrkräfte, insbesondere Klassenlehrer:innen, Schulleiter:innen und Schulsozialarbeiter:innen, darüber informiert sind, dass FGM mit den Schüler:innen diskutiert werden soll. Wichtig ist auch die Unterstützung durch die Schulleitung. Dies trägt dazu bei, dass die Schule darauf vorbereitet ist, auf etwaige Bedenken zu reagieren, auch wenn es um den Schutz von Kindern geht.
Die Lehrkräfte sollten sich darüber im Klaren sein, dass einige der Schüler:innen direkt oder indirekt von den Inhalten des FGM-Unterrichts betroffen sein könnten. Die Lehrkräfte sollten sich stets bewusst sein, dass sich in ihrer Klasse Mädchen und junge Frauen befinden können, die von FGM bedroht oder betroffen sein könnten. Daher sollte das Thema sensibel behandelt werden und keine Vorverurteilungen vorgenommen werden. Außerdem ist es wichtig, dass in allen Unterrichtsstunden und Diskussionen über FGM auf Hilfsangebote hingewiesen wird.
Bei der Behandlung sensibler Themen sind zwei Faktoren zu beachten:
- Distanzierung: Verwendung von Methoden (z. B. Filme, Figuren, Szenarien) zur Veranschaulichung der behandelten Themen, ohne von den Jugendlichen zu erwarten, dass sie in der Klasse offen über ihre persönlichen Probleme sprechen. Zu den Techniken zur sicheren Vermittlung sensibler Themen gehören:
- Fragebox- ermöglicht den Schüler:innen, anonym Fragen zu stellen.
- Sprache- Vereinbaren Sie die Sprache, die Sie verwenden werden, um Themen zu beschreiben, wenn sie im Unterricht auftauchen. Hinterfragen Sie Vorurteile und Diskriminierung und zeigen Sie Alternativen auf.
- Vermeiden Sie Worte, die auf ein Urteil hindeuten, z. B. "natürlich", wenn Sie sich auf Genitalien beziehen, statt "normal"; die Aussage, dass FGM "falsch" ist, stattdessen "schädlich" oder "strafbar" verwenden
- Bilder: Hinterfragen Sie Stereotypen, indem Sie sicherstellen, dass die verwendeten Bilder die Vielfalt von Betroffenen widerspiegeln und Stereotypen nicht verstärken.
- Vermeiden Sie es, FGM als ein "afrikanisches" oder "muslimisches" Problem darzustellen. Das Spektrum der Gemeinschaften aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen sollte erläutert werden. Wenn im Unterricht Länder oder Gemeinschaften genannt werden, ist es wichtig, darüber nachzudenken und zu hinterfragen, ob dies zu einer Stereotypisierung führen würde. Es ist auch von Wichtigkeit, FGM als Menschenrechtsverletzung, als eine Form von Gewalt gegen Frauen und Mädchen und eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit zu definieren, damit vermieden wird, dass FGM nur als eine kulturelle Praktik angesehen wird
- Es ist wichtig, dass die Lehrkräfte wissen, welche Institutionen und Akteur:innen es gibt, wo junge Menschen Hilfe und Beratungen bekommen können.
- Lehr- und Lernaktivitäten: Verwenden Sie aktive Lerntechniken, um eine strukturierte Diskussion zu ermöglichen. Zu den Techniken gehören: Szenariokarten, Fragen und Diskussionen, und Filmmaterial.
- Lernvereinbarung oder Grundregeln: Sie müssen verwendet werden, um eine respektvolle Diskussion zu steuern und Vorurteile zu widerlegen. Beispiele für Dinge, die dazu gehören sollten:
- Jede/r hat das Recht auf seine eigene Meinung, auch wenn man ihr nicht zustimmt, sollte man sie respektieren
- Hören sie einander zu
- Stellen Sie keine persönlichen Fragen - niemand muss persönliche Informationen preisgeben
- Geben Sie ohne Erlaubnis keine persönlichen Informationen über andere Personen an die Gruppe weiter. Wenn Sie nach einer persönlichen Geschichte oder Erfahrung fragen oder diese mitteilen möchten, tun Sie dies in der dritten Person: "jemand, den ich kenne", "ein Freund", "etwas, von dem ich gehört habe".
- Vertraulichkeit: Was im Raum besprochen wird, bleibt im Raum und ist nicht für Diskussionen außerhalb der Stunde gedacht. Es ist jedoch wichtig zu erklären, dass die Vertraulichkeit gebrochen wird, wenn jemand etwas preisgibt, das ihm oder einem anderen jungen Menschen schaden könnte. Diese Informationen müssen dann weitergegeben werden, um die Sicherheit der Jugendlichen zu gewährleisten.
Was ist im Falle einer Offenlegung oder Gefährdung zu tun?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein Mädchen von FGM bedroht ist (entweder in Deutschland oder im Ausland) oder wenn ein Mädchen etwas über sich selbst, ein Familienmitglied oder einen Freund berichtet hat, müssen Sie dies sofort melden.
Genitalverstümmelung verstößt gegen das Gesetz, schadet den Mädchen und ist eine Form von Kindesmisshandlung, die wie jede andere Form von Kindesmisshandlung behandelt werden muss.
Wenn Sie sich Sorgen um ein Mädchen machen, das von FGM bedroht ist oder das FGM unterworfen wurde, müssen Sie diese Informationen an das Jugendamt oder die Polizei weitergeben. Es liegt in deren Verantwortung, den Fall zu untersuchen und die betroffenen Mädchen und Frauen zu schützen.
Leitlinien dazu, wie Lehrer, pädagogische Fachkräfte und Schulen auf Enthüllungen reagieren sollten, finden Sie hier:
o Die lokalen Ämter für Jugend, Familie und Soziales stellen Flussdiagramme bei Kindeswohlgefährdung auf ihren Webseiten zur Verfügung.
o Bei Fragen oder Bedenken zum Kindeswohl bei Verdacht auf Genitalverstümmelung kontaktieren Sie SAIDA: 0341-24 72 669, beratung@saida.de
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Hier könnt ihr euch einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen SDGs (engl.: sustainable development goals) und deren Unterziele verschaffen. Eine Einführung zu den SDGs findet ihr hier:
Einführung Agenda 2030
Besonders wichtig für uns bei SAIDA ist SDG 5: Geschlechter-Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen. Mädchen und Frauen sollen gleichberechtigt am politischen, ökonomischen und öffentlichen Leben teilnehmen und an allen Entscheidungen beteiligt werden. Im folgenden seht ihr die vier Unterziele und die dazugehörigen Indikatoren. Anhand der Indikatoren wird gemessen, inwieweit die Ziele erreicht wurden.
Die Vereinten Nationen schätzen: Über 200 Millionen Mädchen und Frauen leben derzeit weltweit mit den schweren Folgen von FGM. Bei SAIDA haben wir nachgerechnet und kommen auf 264 Millionen. Und auch in Deutschand sind circa 60.000 Frauen betroffen und schätzungweise 22.500 Mädchen bedroht. FGM ist eine schwere Menschenrechtsverletzung mit lebenslangen körperlichen und psychischen Folgen für betroffene Mädchen und Frauen. Durch Migration und Flucht ist FGM auch ein wachsendes Problem in Deutschland. In Deutschland steht Genitalverstümmelung unter Strafe, wie in den meisten Ländern. Aber die Tat passiert im Verborgenen. Deshalb ist sie schwer aufzudecken. Es ist sehr wichtig, dass wir alle gut informiert sind. Denn dann steigt die Chance der gefährdeten Mädchen auf Schutz und die bereits betroffenen Mädchen bekommen eher Unterstützung.
Was heißt eigentlich FGM?
Informationen für Lehrkräfte
o Erklären Sie der Klasse, dass es in dieser Stunde um ein schwieriges Thema geht - weibliche Genitalverstümmelung (engl.: female genital mutilation, FGM). Erklären Sie, dass das Thema sensibel behandelt wird.
o Führen Sie die Klasse selbst in das Thema Genitalverstümmelung ein. Lesen Sie dazu bitte die nachfolgenden Hinweise oder ergänzen Sie, was Sie für wichtig erachten.
o Informieren Sie die Schülerinnen und Schüler darüber, dass es Menschen in der Klasse geben könnte, die entweder direkt oder indirekt von dem Inhalt des Unterrichts betroffen sind; sie könnten persönliche Erfahrungen mit FGM haben, jemanden kennen, der Erfahrungen mit FGM hat oder sich Sorgen um jemand anderen machen. Weisen Sie die Schüler darauf hin, dass die Schule jemanden zur Verfügung stellen kann, der mit ihnen sprechen oder sie unterstützen kann, und dass jeder weitere Informationen sowie ein Hilfsmittel erhalten wird.
o Erklären Sie der Klasse, warum es wichtig ist, dass sie über FGM Bescheid wissen, da es sich um ein Tabuthema handelt, das bedeutet, dass Mädchen nicht wissen, wo sie Hilfe bekommen können. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen darüber Bescheid wissen, damit sie für sich selbst und für ihre Freunde Hilfe holen können und auch, um ihre Freunde zu schützen.
o Da es sich um ein sensibles Thema handelt, ist es wichtig, dass die Klasse die Lernvereinbarungen oder Grundregeln versteht und sich an diese hält.
o Diskutieren und vereinbaren Sie die Lernvereinbarung oder die Grundregeln oder, falls es bereits eine Lernvereinbarung oder Grundregeln gibt, die den Schülern bekannt sind, sollten diese erneut erläutert werden.
o Die Lernvereinbarung oder die Grundregeln sollten unter anderem Folgendes beinhalten
- Respektieren und zuhören, was andere sagen
- Keine persönlichen Fragen
- Keine Namen nennen
- niemanden zwingen, etwas zu sagen, was er oder sie nicht will
- Vertraulichkeit
Die englische Abkürzung FGM steht für „female genital mutilation“, weibliche Genitalverstümmelung. Der Begriff wurde 1990 vom Inter-African Commitee on Harmful Traditional Practices (IAC) beschlossen. Das IAC ist das größte Netzwerk Betroffener. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benutzt den Begriff. Häufig wird aber von „Mädchenbeschneidung“ oder „weiblicher Genitalbeschneidung“ gesprochen. Die Mitgliedsstaaten des IAC lehnen solche Begriffe als verharmlosend ab, denn sie schaden dem Kampf gegen diese Gewalt. SAIDA unterstützt die Forderung des IAC, in der Öffentlichkeit konsequent den Begriff Genitalverstümmelung zu verwenden.
Äußere weibliche Genitalien
Informationen für Lehrkräfte
o Diese Aktivität soll sicherstellen, dass die Schüler:innen die verschiedenen Teile und Funktionen der äußeren weiblichen Genitalien kennen.
o Erläutern Sie, dass es bei diesem Thema um die äußeren Genitalien der Frau geht und dass es wichtig ist, dass alle wissen, was die verschiedenen Teile sind und welchen Zweck sie haben. Dies ist auch eine gute Möglichkeit, um sicherzustellen, dass die Klasse die korrekte Terminologie kennt und sich im Umgang mit ihr wohl fühlt.
o Lassen Sie die Schüler:innen Learning App: Äußere Weibliche Geschlechtsorgane – zum Beschriften
o Geben Sie den Hinweis, dass beim Anklicken des Info-Buttons, Informationen zum jeweiligen Teil der Vulva erscheinen.
o Stellen Sie sicher, dass alle Fragen beantwortet wurden.
Bei diesem Thema geht es um die äußeren Genitalien der Frau. Es ist wichtig ist, dass alle wissen, was die verschiedenen Teile sind und welchen Zweck sie haben. Dies ist auch eine gute Möglichkeit, um sicherzustellen, dass die Klasse die korrekte Terminologie kennt und sich im Umgang mit ihr wohl fühlt.
Plant für folgende Übung .. Minuten ein und ordnet die richtigen Begriffe zu. Durch das Klicken auf den jeweiligen Teil der Vulva erhaltet ihr noch mehr Informationen.
Hier gehts zur Übung "Äußere weibliche Geschlechtsorgane"...
Was ist Genitalverstümmelung?
Informationen für Lehrkräfte
Stellen Sie sicher, dass Sie deutlich machen, dass die Praktik an natürlichen und gesunden Genitalien durchgeführt wird und es keinen medizinischen Grund für die Praktik gibt.
o Stellen Sie Ihren Schüler:innen den Link zur Verfügung zur selbstständigen Zuordnung der Aussagen. Geben Sie den Schüler:innen 3-5 Minuten Zeit dafür.
o Besprechen Sie die Ergebnisse innerhalb der Klasse und nutzen Sie dafür Hilfsmittel 1: Erläuterungen zu Wahr-oder-Falsch-Karten.
o Um für die verschiedenen Typen eine Erklärung zu geben, nutzen Sie Hilfsmittel 2: Erläuterungen zu den verschiedenen Typen der Genitalverstümmelung.
o Erklären Sie, dass der Typ der Genitalverstümmelung von der Ethnie, Region und Verstümmlerin abhängt.
Weitere Informationen zu der Praktik finden Sie hier: https://saida.de/genitalverstümmelung/praktik
Genitalverstümmelung ist ein äußerst gewalttätiger Eingriff in den Körper eines Mädchens, der schwerste Schäden hinterlässt, die nicht rückgängig gemacht werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet als weibliche Genitalverstümmelung sämtliche Eingriffe, bei denen ein Teil der äußeren Geschlechtsorgane oder das gesamte äußere Genital aus nichtmedizinischen Gründen entfernt wird.
Die WHO teilt die Praktik in vier verschiedene Typen ein.
Welche Art von FGM praktiziert wird, hängt von Ethnien und regionalen Gebräuchen ab. Im Bild unten seht ihr eine Illustration der vier Typen.
Zur Einführung in das Thema könnt ihr unter folgendem Link die Wahr-oder-Falsch-Fragen beantworten:
Hier geht´s zur Einführung zu FGM...
Motive für Genitalverstümmelung
Informationen für Lehrkräfte
o Erläutern Sie, dass es in dieser Aktivität um einige der Gründe geht, warum Menschen FGM praktizieren.
o Erklären Sie, dass viele Motive genannt werden, um die Praktik recht zu fertigen, in Wahrheit dient FGM dazu, die Sexualität von Mädchen zu kontrollieren, sie gefügig zu halten und ihnen eine untergeordnete Position in der Gesellschaft zuzuweisen
o Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass weibliche Genitalverstümmelung schädlich und in Deutschland eine Straftat ist.
Nach der Aktivität:
o Erklären Sie die Rechtfertigungen, warum FGM praktiziert wird. Zu den Rechtfertigungen für die Praktik gehören:
- Schutz der Familienehre
- Religiöser Ritus
- Ästhetik und Reinheit
- Tradition
- Mythen
o Erläutern Sie, dass es oft mehr als einen Grund gibt, den die Gemeinschaften für FGM angeben. Die meisten dieser Gründe beruhen auf Mythen und Fehlinformationen.
o Es ist wichtig, die Mythen rund um FGM zu entkräften, insbesondere die Vorstellung, dass FGM eine religiöse Pflicht ist. Erklären Sie, dass es keine Beweise dafür gibt, dass der Islam, das Christentum, das Judentum oder irgendeine andere Religion FGM unterstützt. Weitere Informationen rund um die Motive von FGM finden Sie unter: https://saida.de/genitalverstümmelung/motiv
In dieser Aktivität geht es um die Fragen, warum FGM praktiziert wird.
Es werden viele Rechtfertigungen für die Praktik genannt:
- Tradition
- Familienehre
- Religion
- Ästhetik und Reinheit
- Mythen
Der eigentliche Grund aber ist: Durch FGM soll die Sexualität von Mädchen kontrolliert werden. Durch die Gewalt sollen sie gefügig gemacht werden, damit sie ihre untergeordnete Position in der Gesellschaft akzeptieren.
Es ist wichtig, die Mythen rund um FGM zu entkräften, wie zum Beispiel, dass FGM eine religiöse Pflicht sei.
Verbreitung von FGM
Informationen für Lehrkräfte
o Diese Aktivität soll sicherstellen, dass die Schüler:innen über die Verbreitung von FGM informiert sind.
o Erklären Sie, dass weltweit viele Millionen Mädchen und Frauen betroffen sind. Laut Schätzungen sind 264 Millionen Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 von FGM betroffen. Jedes Jahr kommen weitere 4 Millionen Mädchen hinzu.
o Schüler:innen sollen verstehen, dass FGM ein globales Gewaltphänomen ist und anhand der Karte sehen, dass es sich bei FGM nicht um ein „ostafrikanisches“ Problem handelt.
o Erläutern Sie, dass FGM hauptsächlich in Afrika praktiziert wird, aber nicht ausschließlich. Neben 28 afrikanischen Ländern wird FGM ebenfalls in arabischen Ländern, z.B. Jemen, Oman und Irak und asiatischen Ländern, z.B. Malaysia und Indonesien praktiziert.
o Lassen Sie die Schüler:innen die Ressource M: Learning App: „Verbreitung FGM“ bearbeiten. Alternativ können Sie auch Ressource N: Blatt zum Ausmalen (digital/ auf Papier) verwenden. Dazu werden die Schüler:innen ca. 15 Minuten in Anspruch nehmen.
o Als Hilfsmittel können die Schüler:innen die interaktive auf: https://saida.de/genitalverstümmelung/verbreitung verwenden. Dort finden Sie auch nähere Informationen zur Verbreitung von FGM.
Weltweit sind viele Millionen Mädchen und Frauen betroffen. Laut Schätzungen sind 264 Millionen Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 von FGM betroffen. Jedes Jahr kommen mindestens weitere 4 Millionen Mädchen hinzu.
FGM ist weit verbreitet. Neben 28 afrikanischen Ländern wird FGM ebenfalls in arabischen Ländern, z.B. Jemen, Oman und Irak und asiatischen Ländern, z.B. Malaysia und Indonesien praktiziert.
In der Übung "Verbreitung von FGM" seht ihr, dass FGM ein globales Gewaltphänomen ist. Nehmt euch 20 Minuten Zeit, die Übung durchzuführen.
Hier geht´s zur Übung "Verbreitung von FGM"
„Wenn Bäume Puppen tragen“
In dem Kurzfilm "Wenn Bäume Puppen tragen" (2010) von İsmail Şahin geht es um ein Mädchen, das von ihrer Familie ins Herkunftsland gebracht wird, um dort der Genitalverstümmelung unterzogen zu werden. Der Film ist nicht grafisch und man sieht nicht, wie das Mädchen verstümmelt wird.
Anhand des Films könnt ihr sehen, wie ein in Deutschland lebendes Mädchen von FGM bedroht sein kann und welche Umstände zum Vollzug der Praktik führen. Die Bilder des Films veranschaulichen den verheerenden Eingriff in das Leben der jungen Mädchen und den unwiederbringlichen Verlust der Unbeschwertheit.
- Warum streiten sich Nabilas Mutter und die andere Frau?
- Warum will Nabilas Mutter dieses Ritual?
- Welche Rolle spielt ihr Vater/ die Männer?
- Warum reisen Sie dazu nach Afrika?
- Hätten Sie FGM auch in Deutschland machen können?
- Wer ist die schmutzige, zerzauste junge Frau?
- Was macht sie?
- Wo lebt sie und warum?
- Warum grüßt Nabila das Nachbarmädchen nach ihrer Rückkehr nicht?
- Nabila hat keine Puppe mehr. Wofür stehen die Puppen, die im Baum hängen?
- Wofür steht der Baum?
Wo Betroffene Hilfe bekommen können
o Erklären Sie, dass es bei dieser Aktivität darum geht, über einige der Orte zu sprechen, an die sich Betroffene wenden können, um Unterstützung zu erhalten.
o Nehmen Sie erneut Bezug auf Ressource H: Film: „Wenn Bäume Puppen tragen“. Bitten Sie die Klasse, darüber nachzudenken, welche Hilfe Nabila brauchen könnte bzw. gebraucht hätte, bevor sie in ihr Heimatland überführt wurde, um der Genitalverstümmelung unterzogen zu werden.
o Teilen Sie die Klasse in Gruppen auf und verteilen Sie alle Karten aus Ressource O: Unterstützungsmöglichkeiten-Karten auf die Gruppen auf.
o Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler in Gruppen zu arbeiten und die ihnen ausgehändigten Unterstützungsmöglichkeiten-Karte zu besprechen. Als Gruppe sollten sie dann zwei Unterstützungs-möglichkeiten-Karten auswählen.
o Erklären Sie, dass sie als Gruppe zwei Fragen beantworten werden. Geben Sie jeder Gruppe 5 Minuten Zeit für die Beantwortung. Erklären Sie, dass die Gruppen ihre Antworten vor der Klasse erläutern werden.
Fragen, die die Gruppen beantworten müssen:
Wie könnte die Person/der Ort auf eurer Unterstützungskarte Nabila helfen, Unterstützung zu bekommen und sie zu schützen?
Gibt es Dinge, die es Nabila erschweren könnten, Hilfe zu bekommen?
o Bitten Sie die Gruppen um Rückmeldungen. Erläutern Sie beim Durchlaufen der einzelnen Unterstützungsbereiche kurz, wie diese Unterstützungsstelle helfen kann, und verwenden Sie dazu Hilfsmittel O: Erläuterungen zu Unterstützungsmöglichkeiten.
Klickt auf die einzelnen Bilder um mehr Inforamtionen zu bekommen.
Was du tun kannst
Informationen für Lehrkräfte
Was ist im Falle einer Offenlegung oder Gefährdung zu tun?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein Mädchen von FGM bedroht ist (entweder in Deutschland oder im Ausland) oder wenn ein Mädchen etwas über sich selbst, ein Familienmitglied oder einen Freund berichtet hat, müssen Sie dies sofort melden.
Genitalverstümmelung verstößt gegen das Gesetz, schadet den Mädchen und ist eine Form von Kindesmisshandlung, die wie jede andere Form von Kindesmisshandlung behandelt werden muss.
Wenn Sie sich Sorgen um ein Mädchen machen, das von FGM bedroht ist oder das FGM unterworfen wurde, müssen Sie diese Informationen an das Jugendamt oder die Polizei weitergeben. Es liegt in deren Verantwortung, den Fall zu untersuchen und die betroffenen Mädchen und Frauen zu schützen.
Leitlinien dazu, wie Lehrer, pädagogische Fachkräfte und Schulen auf Enthüllungen reagieren sollten, finden Sie hier:
o Die lokalen Ämter für Jugend, Familie und Soziales stellen Flussdiagramme bei Kindeswohlgefährdung auf ihren Webseiten zur Verfügung.
o Bei Fragen oder Bedenken zum Kindeswohl bei Verdacht auf Genitalverstümmelung kontaktieren Sie SAIDA: 0341-24 72 669, beratung@saida.de
Was können Schüler:innen tun??
o Nachdem Schüler:innen mit einer Vielzahl von Informationen um FGM konfrontiert wurden, ist es wichtig, sie mit praktischen Tipps zu versorgen, was sie tun können, FGM zu bekämpfen.
o Ziel sollte es sein, Schüler:innen am Ende der Stunde nicht in einem Gefühl der Ohnmacht zu hinterlassen, sondern ihnen klar zu machen, dass auch sie etwas tun können.
o Präsentieren Sie Schüler:innen praktische Handlungsempfehlungen und sprechen Sie darüber.
Hilfsmittel Q: Erläuterungen zu „5 Dinge, die du tun kannst, FGM zu bekämpfen“
o Haben Schüler:innen Ideen, die über diese Handlungsempfehlungen hinausgehen?